Praktische Empfehlungen

Im Folgenden werden allgemeine und gruppenspezifische Empfehlungen zum nicht-stigmatisierenden Umgang mit adipösen Menschen gegeben (in Anlehnung an Hilbert & Geiser, 2012).

Allgemein:

  • Nicht-stigmatisierende Grundhaltung
    • Sensibler Umgang mit den Themen Gewicht, Figur, Körperfett, Adipositas
    • Wertschätzung unabhängig vom Gewicht der anderen Person vermitteln
  • Reflektieren Sie Ihr eigenes Verhalten gegenüber Menschen mit Adipositas, sei es Ihr Partner, Kollege, Freund, Kunde, Kind, anderes Familienmitglied oder Schüler
    • Sehen Sie vor allem einen „Dicken“?
    • Würden Sie Ihr Gegenüber genauso behandeln, wenn er 20 kg weniger wiegen würde?
    • Ziehen Sie negative Rückschlüsse vom Gewicht auf Gesundheit, Lebensstil und Eigenschaften Ihres Gegenübers?
  • Stigmatisierung und Diskriminierung und die negativen Konsequenzen für die Betroffenen anerkennen
  • Partei für die betroffene Person ergreifen, wenn Sie Stigmatisierung oder Diskriminierung beobachten

Für Behandler:

  • Die medizinische Ausstattung muss an die Bedürfnisse von Patienten mit Adipositas angepasst sein
  • Die Adipositas ansprechen:
    • Offene Fragen stellen
    • Um Erlaubnis bitten, die Adipositas anzusprechen
    • Die Änderungsbereitschaft des Patienten in Erfahrung bringen und verstärken
    • Zu gesundheitsförderlichem Verhalten motivieren und jeglichen Schritt in diese Richtung positiv verstärken
    • Auf realistische Ziele fokussieren

Für Eltern:

  • Ignorieren Sie nicht, wenn Ihr Kind gehänselt wird, sondern unterstützen Sie es, indem Sie … (in Anlehnung an Reinehr et al., 2010)
    • eingreifen, wenn Sie Hänseleien beobachten
    • erklären, dass Hänseleien alltäglich sind, führen Sie ggf. eigene Beispiele an
    • betonen, dass Hänseleien nicht persönlich genommen werden sollten, da diejenigen, die hänseln, das gehänselte Kind meist gar nicht genau kennen
    • gemeinsam erarbeiten, wie Ihr Kind auf Hänseleien reagieren könnte (z.B. gar nicht darauf eingehen und dem anderen so zeigen, dass man stärker ist)
  • Bei Sorgen um das Gewicht des Kindes sich über die Adipositas informieren (z. B. www.adipostasstigma.de), die Adipositas ansprechen (siehe „Für Behandler“) und ggf. professionelle Hilfe aufsuchen

Für Lehrer:

  • Spezielle Schulinterventionen wahrnehmen oder Projekttage initiieren: Schüler, Eltern und Lehrer über das Adipositasstigma aufklären, um Stigmatisierung und Diskriminierung effektiv zu begegnen
  • Stigmatisierung, z. B. Hänseleien, von Schülern mit Adipositas nicht ignorieren, sondern ansprechen und zur Aufklärung nutzen
  • Bei Sorgen um das Gewicht des Schülers die Adipositas ansprechen (siehe „Für Behandler“) und ggf. Eltern oder Schulpsychologen einbeziehen

In Ausbildungseinrichtungen sollte mehr über die unterschiedlichen Ursachen von Adipositas informiert werden. Da internale Faktoren wie Ernährung und Bewegung häufig fokussiert werden, ist es wichtig, vor allem genetische, soziale und Umwelteinflüsse miteinzubeziehen.

Für Freunde und Partner:

  • Soziale Aktivitäten so anpassen, dass der Freund mit Adipositas oder Partner nicht ausgeschlossen wird, sondern sich wohlfühlt
  • Bei Sorgen um das Gewicht des Freundes oder Partners sich über die Adipositas informieren (z. B. www.adipostasstigma.de), die Adipositas ansprechen (siehe „Für Behandler“) und ggf. das Aufsuchen professioneller Hilfe unterstützen