Stigmatisierung beschreibt die Zuschreibung einer zumeist negativen Eigenschaft (eines sozialen Stigmas, von στíγμα, griech. für Stich, Wundmal) auf einen Menschen aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, welche diesen als abweichend, auffällig oder beeinträchtigt erscheinen lässt (Goffman, 2014). Stigmatisierung beinhaltet Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung. Stereotypen sind negative Meinungen über eine Gruppe wie Menschen mit Adipositas. So wird Menschen mit Adipositas beispielsweise zugeschrieben, sie seien faul, willensschwach, undiszipliniert und verantwortlich für ihr Übergewicht. Sie müssten sich nur etwas zusammenreißen und weniger und gesünder essen, dann hätten sie keine Gewichtsprobleme (s. Abbildung). Gewichtsbezogener Stigmatisierung liegt dabei zumeist die Annahme zugrunde, die Ursachen für das Übergewicht lägen insbesondere in der Person selbst (sog. internale Kausalattributionen; Puhl & Suh, 2015).
Negative Stereotypen bei Adipositas
Nur wenige Stereotypen sind positiv: So gelten Menschen mit Adipositas beispielsweise als gemütlich, humorvoll und fröhlich. Das Gros der Stereotypen ist jedoch negativ.
Wenn jemand solchen Stereotypen zustimmt, entstehen Vorurteile, die negative emotionale Reaktionen auf Menschen mit Adipositas beinhalten. Außerdem kann es aufgrund gewichtsbezogener Vorurteile zu einer tatsächlichen Ungleichbehandlung von Menschen mit Adipositas kommen. Man spricht dann von Diskriminierung (s. Abbildung).
Formen von Stigma (nach Corrigan, 2015)
So kennt beispielsweise ein Arbeitgeber das gewichtsbezogene Stereotyp „Dicke Menschen sind faul“. Er stimmt diesem Stereotyp zu und entwickelt ein gewichtsbezogenes Vorurteil gegenüber einem Bewerber mit Adipositas. Im Bewerbungsverfahren wird er einen Bewerber mit Normalgewicht daher eher einstellen als einen Menschen mit Adipositas – der Bewerber mit Adipositas wird benachteiligt, erfährt also Diskriminierung (s. Abbildung).
Gewichtsbezogene Stigmatisierung im Bewerbungsprozess